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Abschied von Bora Bora
16.5.2010 – 20.05.2010
Bericht von Ingrid
Hallo, Ihr Lieben alle,
16.05.2010
Wir nehmen Abschied von Bora-Bora,
wo wir so viele schöne Erlebnisse
hatten, allerdings ganz anderer Art, als
man sie in den Südseeberichten lesen
kann. Die Menschen hier sind
außerordentlich freundlich und
hilfsbereit. War ich bei der Bank, um
Geld zu wechseln, so war ich stets Erste
am Schalter, obwohl vor mir eigentlich
eine Schlange war. Im Supermarkt führte
mich jeder beim Nachfragen bis zu dem
Artikel, den ich suchte oder unser Musiker vom Abend im Bora Bora Yachtclub brachte uns
in seinem Auto, wohin wir wollten und holte uns pünktlich auch zur ausgemachten Zeit
wieder ab. Als wir am letzten Abend zum Essen zum Restaurant St. James gingen und es zu
regnen anfing, war er plötzlich an unserer Seite und fuhr uns das letzte Stück.
Heute war Start für den Weg zum nächsten Zielpunkt. Paul zählte über Kanal 77 den Count
Down und schickte 12:15 Uhr 6 Boote der ARC-Round the World 2010/11 auf die Reise nach
Suwarrow. Die anderen Boote hatten teilweise an der Tahiti Pearl Regatta teilgenommen
oder verweilten länger in den herrlichen Inseln von Franz. Polynesien. Sie werden am
18.5.2010 folgen.
Bei Wind mit 20 kn, in Böen bis 30 kn, ging es mit dem obligatorischen Ablegeschluck los,
wobei Udo den ersten Verweis einstecken musste. Die gesamte Crew trinkt Weißwein, nur
Udo trinkt Bier und was liegt zu meinem Entsetzen im von Udo eingeräumten Kühlschrank:
1 Flasche Wein und 50 Dosen Bier!
Draußen im Pazifik hatte der Wind eine gehörige Dünung aufgebaut und die Mägen der
neuen Crewmitglieder fangen an zu rollen. Jeder weiß natürlich sein eigenes Hausrezept
gegen die Seekrankheit (Vitamin C oder  Ingwer oder, oder...),  doch keiner kannte Emesan,
weder vom Hausarzt noch von der Apotheke empfohlen. Aber an Bord greift jeder
letztendlich  dann doch  zur bewährten Emesan, dem einzigen Mittel, das wirklich hilft. Hier
nochmals ein besonderer Dank an Lindopharm – bitte das Marketing von Emesan gezielt auf
zuverlässige Hilfe gegen Seekrankheit ausrichten. Bei uns an Bord hat es bislang jedem für
Seekrankheit Anfälligen geholfen.
Mit 7 kn Fahrt geht es in die sternenklare Nacht hinein, die übrigen 5 Boote haben wir
bereits aus dem Auge verloren und am nächsten Vormittag haben wir auf Höhe des Motu
One bereits ¼ der Wegstrecke zurückgelegt. Das Motu One ist eine der unzählig vielen
winzigen und unbewohnten Inseln im Pazifik. Wir können es in etwa 15 km Entfernung als
Streifen am Horizont erkennen.
Auch unser Ziel, das Atoll Sowarrow, ist unbewohnt. Das Atoll gehört zu den Cook Inseln
und hat eine Abmessung von nur ca. 15  x  13 km. Der Landanteil beträgt lediglich 0,4 km².
Entdeckt wurde das Atoll im Jahre 1814 von der Mannschaft des russischen Schiffs
„Suvorov“, die dem Atoll ihren Namen gab. Während des 2. Weltkrieges war die Insel
kurzfristig bewohnt, aber die Bewohner verließen die Insel 1942 nach einem Hurrikan, der 14
der damals 22 Inseln zerstörte. Zurück ließen die Bewohner ihre Hühner und Schweine, die
auf dem Atoll verwilderten. 1978 wurde das Atoll von der Verwaltung der Cook Islands zum
Nationalpark erklärt und seitdem lebt jeweils von April bis Oktober ein Mann der
Parkverwaltung mit seiner Familie auf der Insel.
Mittwoch , 17. 5. 2010
Wir  sind  nach einer kohlraben schwarzen Nacht  nun den dritten Tag von Bora Bora nach
Suwarrow auf dem Weg. Wir haben – wie gestern – den Spinnaker gesetzt. Michi kämpft
immer noch mit Seekrankheit, Linde ist auf dem Weg der Besserung. Wolfgang ist
unentwegt dabei, Schiffsreparaturen vorzunehmen. Wegen des defekten Generators
müssen wir uns, neben der Sparsamkeit beim Gas (wir konnten auf Bora Bora keine dem
System angepaßte Gasflasche einkaufen) nun auch beim Verbrauch von Strom und Wasser
einschränken.
20.05.2010
Seit 12:15 Uhr sind wir den fünften Tag auf See. Wir hatten gestern ausgerechnet, dass wir,
bei gleich bleibenden Windverhältnissen, heute Abend gegen 19 Uhr das Atoll erreichen
werden, wo wir aber wegen der engen Einfahrt, der fehlenden Betonnung und der geringen
Wassertiefe nur bei Tageslicht in die Lagune einfahren können. Schneller segeln nützt also
nichts, also haben wir den Spinnaker geborgen, das Gross-Segel eingerollt und fahren
lediglich mit ausgebaumter Genua gemächlich unserem Ziel entgegen. In der Nacht werden
wir dort ankommen, vor dem Atoll verweilen und dann bei Tagesanbruch in die Lagune
einfahren.
Um 23:45 Uhr haben wir die Ziellinie vor Suwarrow passiert, nachdem wir zuvor 5 sm vor
dem Ziel Funkkontakt mit Lady Lisa hatten, um uns anzumelden. Danach lassen wir die
Destiny mit geringer Besegelung laufen und werden morgen umkehren und bei Tageslicht in
die Lagune einlaufen.
Freitag 21.5.2010
Der Wind hat uns in der Nacht stark nach NW abgetrieben, obwohl wir nur eine halb
ausgefahrenen Genua gesetzt hatten. Wir fahren unter Motor zurück nach Suwarow, zu der
unbetonnten, sehr engen, dafür an Korallenbänken reichen Einfahrt. Vor uns die Kalliope
(eine Hanse 570),  der wir folgen. Wenn die Tiefe für Kalliope ausreichend ist, dann ist sie es
für uns alle mal.
Endlich hat Michi Erfolg: Petri Heil! Er hat einen Fisch an der Angel. Es muss ein großer
Fisch sein,  denn der Zug an der Leine ist enorm, trotzdem schafft es Michi, den Fisch in
relativ kurzer Zeit ans Schiff zu ziehen. Es ist ein ca. 1,50 m langer Wahoo (Acanthocybium
solanderi). Der Wahoo kämpft, Michi zieht ihn auf die Plattform, da greift der Wahoo in
letzter Verzweiflung Michi direkt an und reißt ihm mit seinen scharfen Zähnen eine tiefe
Fleischwunde unterhalb des Knies ins Bein. Doch Michi gibt nicht auf und schneidet ihm
kurzerhand mit dem scharfen Anglermesser die Kehle durch. Der Kampf ist entschieden.
Michi geht aus dem Kampf zwar als Sieger hervor, aber er  muss sofort medizinisch
versorgt werden, denn der Blutverlust ist groß. Mit reichlich Jod und unter Hinzuziehung
von Udos Verbandsvorräten können wir ihm einen ersten provisorischen Verband anlegen.
Unser schlaues Fischbuch sagt uns, dass ein frisch gefangener Wahoo leicht zu erkennen
ist: er hat einen langen, schlanken Körper, kräftig leuchtende, Zebra ähnliche Streifen in
weiß und dunkelblau bis schwarz und ein schmales, lang gezogenes Maul mit Rasiermesser
scharfen Zähnen. Unser Wahoo ist etwa 1,50 m lang und wiegt gute 20 kg.  Ein neuer
Weltrekord ist das noch nicht, der liegt bei 158 pounds, 8 ounces, aber die Fleischmenge ist
riesig, drei große Schüsseln werden voll.
Unter Motor, volle Kraft voraus, fahren wir zum Suwarow-Atoll, immer der Kalliope hinterher.
Kaum dass der Anker gefallen ist (zum ersten Mal, dass es keinen Ankerschluck gab),
funken wir Lady Lisa an, denn Sandro ist Arzt (Fachrichtung Gynäkologie) und kann Michi
sicher fachmännisch helfen, was er auch bereitwillig sofort macht. (Wenn Michi in Niue
zurück bei Kathie und seinem 18 Monate alten Lucas ist, mag sich Kathie sicher wundern,
dass Michi zwischenzeitlich in gynäkologischer Behandlung war – warten wir es einfach ab,
wie sich sein Krankheitsbild entwickelt). Dankbar für die Hilfe laden wir Sandro, Lisa und
Max (die Besatzung der „Lady Lisa“ aus der Seefahrernation Schweiz) zum Abendessen ein.
Es gibt natürlich Fisch, von Udo lecker in Kokosmilch mit viel Zwiebel, Limetten und Curry
zubereitet Lisa bringt einen großen Topf mit köstlichem Risotto mit. Es wird ein
außergewöhnlich unterhaltsamer, langer Abend, der aber auch unseren Vorrat an Weisswein
beträchtlich reduziert, wobei nicht auszuschließen ist, dass wir selbst die größten Vertilger
waren – wir hatten ja, im Gegensatz zu unseren Gästen,  keinen Heimweg übers Wasser
mehr vor uns.
Samstag, 22.5.2010
Wir haben heute Morgen 10:30 Uhr Suwarrow wieder verlassen. Der Landausflug gestern
war enttäuschend. Der alleinige Inselbewohner James war gar nicht da (wohl zur
Berichterstattung in Neuseeland), also gibt es auch keinen Stempel in den Pass. Gleich am
Ufer empfing uns  eine große Tafel mit dem Hinweis, was alles auf der Insel verboten ist,
insbesondere was nicht weggeworfen werden darf. Aber die Insel ist voller Unrat und das
kleine Häuschen von James ist eine Rumpelkammer, wie man sie sich schlimmer nicht
vorstellen kann. James ist offensichtlich Sammler von allem, was es zu sammeln gibt. Und
sein Leben auf der Insel ist wohl auch nicht allzu arbeitsreich, denn auf der dicht mit
Palmen und anderen Bäumen bewachsenen Insel hängt an jedem zweiten Baum eine
Hängematte. Der Weg von einer Hängematte zur nächsten beträgt sicher keine 5 m. Von
Land aus auf See steht ein weiteres Warnschild: „No swimming, no snorkeling: SHARKS!“
Und das nicht zu wenig. Als wir mit dem toten Wahoo an Bord vor Anker gingen und nur
noch eine leichte Blutspur hinter uns herzogen, hatten wir einen ganzen Schwarm von
Schwarzspitzenriffhaien hinter uns, was sich dann zu einer riesigen Meute ausweitete, als
wir den Wahoo ausnahmen und endlich auch das Grätengerippe mit Kopf und Schwanz ins
Meer warfen. Es sollen ja ganz liebe Tierlein sein, die den Menschen nicht angreifen, aber
das Baden hat keinen Spaß gemacht, nur mal schnell eintunken und dann ganz schnell
wieder raus aus dem Wasser.
Beim „Anker auf“ hatten wir heute Probleme und Wolfgang musste 22 m runter tauchen, um
den Anker zu befreien, der sich ganz unglücklich in den Korallen verklemmt hatte. Nun sind
wir auf Kurs 220° Richtung Niue, das in keinem unserer Reiseführer  erwähnt wird. Mit
Ausnahme von Michi (der dort Kathie und Lucas treffen wird), sind wir gespannt, was uns
dort erwarten wird.
Wir wünschen Euch ein schönes Wochenende und grüßen herzlich aus dem Stillen Ozean,
der heute seinem Namen alle Ehre macht.
Herzliche Grüße von der Destiny senden
Ingrid und Wolfgang, Anne und Udo, Linde und Michi
PS, noch ein Gynäkologenwitz von Sandro gefällig? Ein arbeitsloser Gynäkologe geht zur
Arbeitsvermittlung, er ist bereit, jede Tätigkeit anzunehmen und wird deshalb zu einem
Malerbetrieb vermittelt. Dem Meister ist es recht und er gibt ihn seinem ersten Gesellen zur
Ausführung eines Auftrages mit. Abends fragt er den Gesellen “Wie war der Neue?““Ganz
ausgezeichnet“, sagt der Geselle, „wir kamen zur Wohnung, die war verschlossen und
niemand zu Hause. Da hat er durch das Schlüsselloch die ganze Wohnung gestrichen!“