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Der Panama Kanal
Samstag, 23. Januar 2010
Ingrid’s Bericht: 
Hallo Ihr Lieben alle,
seit zwei Tagen liegen wir nun in der
Shelter Bay Marina gegenüber von
Colon an der Einfahrt zum
Panamakanal. Die Marina ist sehr
gepflegt, die Waschgelegenheiten
außergewöhnlich, gegenüber den
Anlagen, die ich bislang gesehen habe –
auch am Bodensee, es ist sogar Luxus
pur: Sprudelbadewanne, Duschen mit
Wasser von oben und allen Seiten,
Schwimmbad, Jacuzzi - darf’s noch
mehr sein? Natürlich auch eine Sauna,
haben wir im Freien.
Heute, Samstag 24.1.2010 soll es um 14
Uhr losgehen. Wir werden im Päckchen den Panamakanal durchqueren, Stbd  von uns die
Chessie  und Bbd die Asolare. Jedes Schiff hat dann zusätzlich noch einen Lotsen, doch die
Destiny  - wie anders – hat das Oberkommando.
Der nächste Höhepunkt erwartet uns also – ich kann mir vorstellen, dass hier sogar Sabine
und Wolfgang leuchtende Augen bekämen: der Panama-Kanal.
Er ist ungefähr 80 km lang und hat 3 Schleusenanlagen. Dies ist notwendig, weil der
Gatunsee, durch den die Fahrrinnen von der Karibik zum Pazifik führen, mehr als 25  m über
dem Meeresspiegel liegt.
Wir kommen aus der Limón-Bucht und fahren etwa 10 km bis zu den Gatunschleusen, eine
dreistufige Schleusen-anlage, mit jeweils paarweise angelegten Schleusen-kammern. Jede
Kammer ist 305 m lang und 34 m breit. Die oberen Kammern sind mit doppelten Schleusen-
paaren ausgestattet, um eine Flutkatastrophe zu verhindern. Zur Füllung der Kammern
werden 197 Millionen Liter Wasser(!!!) (Süßwasser zur Schonung der Schleusenanlage vor
Korrosion) benötigt, das in etwa 8 Minuten die Kammern füllt. Damit nicht zu viele
Turbulenzen auftreten, geschieht dies über eine große Anzahl von gleichmäßig über den
Boden verteilten Rohren.  Das Wasser kommt aus dem Gatunsee, der 15 Jahre gestaut
wurde, um seine heutigen Abmessungen zu erreichen. Das Wasser wird dann durch ein
kompliziertes hydraulisches System wieder nach oben gepumpt. In den Schleusen bewegen
sich die Schiffe zwar aus eigener Kraft, die großen Schiffe  sind aber an Elektroloks,
sogenannte Mulis befestigt, die die Schiffe exakt auf Kurs halten.
Bei kleineren Schiffen, so wie wir, laufen an Land Leinenhalter mit. Auf den Schiffen müssen
zum Leinenhalten jeweils mindesten 4 Leute an Bord sein. Natürlich muss für die
Durchquerung des Panama-Kanals auch bezahlt  werden.  Was wir letztendlich bezahlt
haben, weiß ich nicht, denn dieser Preis ist in den Gesamtgebühren für die ARC enthalten. 
Die bisher höchste Gebühr mit US$ 249 165 bezahlte 2006 ein riesiges Containerschiff, die
niedrigste Gebühr mit 36 Cent 1928 Richard Halliburton, der in 10 Tagen den Kanal
durchschwamm.
Um 14 Uhr verlegen wir zum Ankerplatz F, wo wir um 16:30 Uhr unseren Lotsen an Bord
nehmen und weiter oben an der ersten Schleuse erwarten wir die Chessie und die Solare
und das Päckchen wird geschnürt (ich bitte um Nachsicht, das ist sicher nicht seemännisch
ausgedrückt). Als zweites von insgesamt fünf Päckchen gehen wir in die erste
Gatunschleuse. Von den sehr hohen Schleusenwänden werden dünne Leinen herab
geworfen, an deren Enden sog. Monkeyfists befestigt sind, die das Leinenende beschweren,
damit die Leinenläufer an Land besser zielen  können. Und das können sie tatsächlich! Man
kann sagen, millimetergenau fallen die Leinen herab,  wir befestigen daran dicke Leinen, die
nach oben gezogen werden und führen das lose Ende.
Hinter dem fünften Päckchen schließen die schweren Schleusentore. Man befindet sich in
einer tiefen, es ist zwischenzeitlich Nacht geworden, recht dunklen Gruft. Doch sofort
sprudelt das Wasser von unten in die Kammern. Die Leinen müssen laufend kürzer gefasst
werden, so schnell steigt das Wasser. Und schon haben wir die Oberkante der
Schleusenkammern erreicht und können uns umschauen. Die ganze Anlage – man schleust
hier rund um die Uhr – ist fast taghell erleuchtet. Es sieht alles wahnsinnig technisch aus,
deshalb halte ich mich hier etwas zurück mit Erklärungen.
Von der ersten Schleusenkammer geht es direkt in die zweite Kammer und wir sind wieder
in einer Gruft. Gleicher Ablauf wie zuvor, die Leinen werden geworfen, die Tore schließen,
Wasser schießt in die Kammer und wir steigen bis zur Oberkante der Kammer. Weiter in die
dritte Kammer, doch dieses Mal erreichen wir mit der Oberkante den Gatunsee – trotz Nacht,
ein unglaublich schöner Anblick: ein riesiger See mit kleinen Inselchen mit viel  Wald, was
man aber wegen der Dunkelheit eigentlich nur erahnen kann. Wir biegen Backbord in eine
bewaldete Bucht ein, die hell erleuchtete Schleusenanlage verschwindet hinter dem
Bergrücken,  über uns die Mondsichel und Millionen von funkelnden Sternen. Wir sind von
diesem Anblick völlig überwältigt und gönnen uns erst einmal ein kühles Bier. Todmüde
gehen wir in unsere Kojen, doch die vielen Eindrücke des Tages lassen uns noch lange
wach in der Koje liegen.
Am nächsten Morgen kommt der nächste Lotse bereits 6:30 Uhr zu uns an Bord und es geht
sofort los. Auf der langen Fahrt nun durch den aufgestauten Gatunsee – es sind etwa 50 km
-   nimmt er gerne an unserem leckeren Frühstück teil, für ihn unvorstellbar, dass man auf
einem Segelboot besser als zu Hause frühstücken kann.  In der etwa 200 m breiten
Fahrrinne, später zur Pedro Miguel Schleuse hin wird sie enger, kommen uns relativ kurz
hintereinander riesige, beladene Fracht- und Container-schiffe entgegen. Sowohl diese, als
auch wir fahren sehr zügig. Plötzlich, etwa 200 m vor uns, läuft eines dieser voll beladenen
Frachtschiffe, wahrscheinlich durch Ruderschaden, im rechten Winkel nach Backbord  und
blockiert uns durch seine Länge von sicher 150 bis 175 m die Fahrrinne. Im weiten Bogen
müssen wir außerhalb der Fahrrinne hinter ihm vorbei – gut dass wir nur geringen Tiefgang
haben.  Das Frachtschiff läuft unaufhaltsam weiter auf eine nahe Insel im Gatunsee zu. Der
Anker rasselt zwar mit viel Getöse runter, die Kupplung ist vollständig gelöst, es qualmt und
staubt und im Schlick bleibt das Schiff mit einem kräftigen Ruck stecken – wir sind Gott sei
Dank vorbei, aber unsere Kameras hatten vollen Einsatz.
In dem riesigen Gatunsee  - der zweitgrößte von Menschenhand geschaffene See – sind
immer wieder größere und kleinere Inseln, nämlich die ehemaligen Bergrücken der ganzen
Gegend, manchmal nur ein Wuschel, man glaubt das ist noch eine Baumkrone. Wir nähern
uns der Pedro Miguel Schleuse, eine Stufe.
Wieder werden die Päckchen geschnürt und wir laufen in die gefüllte Schleusenkammer ein. 
Gleicher Ablauf wie am Vortag bergauf, nun umgekehrt bergab: die Leinen werden
geworfen, wir fahren in die Schleusenkammer ein – jetzt sind wir ja oben und können alles
an Land sehen – alle Päckchen drin, die Tore werden geschlossen und wir sinken auf das
nächst niedrigere Niveau. Weiter geht es in einen nun engeren Kanalabschnitt zur
zweistufigen Miraflores Schleuse. Backbord kann man jetzt erkennen, dass es über den
ganzen Weg hinweg an Land eine Eisenbahnverbindung gibt und natürlich auch
Hochspannungsleitungen, denn die Schleusen erzeugen einmal Strom und müssen
andererseits auch mit Strom versorgt werden.
In der zweiten Kammer der Miraflores-Schleuse wächst die Spannung, denn dort ist auf der
Antenne des Schleusengebäudes eine Webkamera installiert und wir hatten ja unsere
Durchfahrt 2 Tage vorher nach Deutschland mitgeteilt. Schon bevor wir in die eigentliche
Schleusenkammer einlaufen, kommen von zu Hause die Anrufe: Wir haben Euer Schiff
erkannt,  wir sehen Euch, wir sehen den Kormoranstander! Uns tun schon die Arme weh
vom vielen Winken. Wir laufen in die letzte Schleusenkammer ein. Dort gibt es für
Landbesucher ein recht hohes Gebäude mit einer riesigen Terrasse, die voll besetzt ist. Mit
großem Jubel werden wir begrüßt. Dann läuft auch aus dieser letzten Schleusenkammer das
Wasser ab und wir haben wieder den Meeresspiegel erreicht:
Welcome Pacific, here we are!!!
Herzliche Grüße in die Heimat – diese beiden Tage waren für uns ein großartiges Erlebnis,
das wir sicher so schnell nicht vergessen werden
Ingrid, Wolfgang, Udo, Katrin und Henning