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Landausflug Ecuador
Mittwoch, 10. Februar 2010
Auszüge aus Ingrid’s Bericht:
Am Mittwoch den 10.2.2010 ging unsere
Reise durch Ecuador  auch schon los.
Wir wurden morgens um 8:00 Uhr von
Leonardo abgeholt und es ging in wilder
Fahrt nach Guayaquil. In Ecuador
besteht außerhalb geschlossener
Ortschaften – aber wo hört hier eine
Ortschaft auf? – eine
Geschwindigkeitsbegrenzung von 100
km/h. Da die Straßenverhältnisse, milde
gesagt, schlecht sind, halten sich die
Autofahrer oft daran. Aber sonst ist alles
erlaubt. Eine doppelt durchgezogene
Linie in der Mitte der Straße ist noch lange kein Grund, daß man zum Überholen in der
dritten oder bereits vierten Reihe nebeneinander nicht auf die Gegenfahrbahn fährt. Voran
kommt, wer frech ist und die besten Nerven hat. Wer zögerlich fährt, sollte gleich zu Hause
bleiben. Leonardo brachte uns zum Flughafen von Guayaquil, ein neues, modernes und
übersichtliches Flughafengebäude. Von Guayaquil flogen wir nach Quito, der Hauptstadt
und zweitgrößten Stadt von Ecuador.
Donnerstag, 11.2.2010 Carlos holt und früh ab und wir fahren zunächst zur Compania de
Jesús, die am Vortag schon geschlossen war. Die Compania de Jesús ist der Inbegriff
verschwenderischer Pracht. Neben goldenen Kuppeln und der reichgeschmückten Fassade
ist insbesondere das Innere ein einzigartiges barockes Meisterstück. Der Raum funkelt von
Verzierungen aus angeblich 7 Tonnen Blattgold und die Deckengemälde haben der Kirche
das Prädikat „die Sixtinische Kapelle von Quito“ eingebracht .Die atemberaubende goldene
Pracht des Innenraums der Kirche läßt sich so kurz gar nicht beschreiben und leider durfte
weder gefilmt noch fotografiert werden.  Aber wir haben Postkarten gekauft, die all das
dokumentieren.
Carlos spricht fließend Englisch, er hat Touristik studiert und erzählt mit viel Wissen,
Hintergrund, Witz, Leidenschaft und Charme. Unterwegs nach Norden erzählt er uns
Märchen und Legenden, die Liebesgeschichte von Mama Cotocachi (Vulkan 4.939 m hoch)
und Taika Imbabura (Vulkan 4.609 m hoch) und warum es in Ecuador nur noch so wenige
Kormorane gibt (natürlich sind die Frauen Schuld daran).
Unser erster Halt ist in Cayambe, bekannt für seine Molkereiprodukte und die bizcochos, ein
würziges Salzgebäck. Wir sind in der kleinen, winkeligen  Bäckerei. Auf einem etwa 2 m
langen Tisch liegt ein riesiger Berg Teig und um den Tisch herum sitzen Männer und
Frauen, die aus dem Teig etwa fingergroße Kräcker formen und auf ein Backblech legen.
Gegenüber steht ein raumhoher, gemauerter Ofen, in den von 2 Seiten 25 oder 30
Backbleche gleichzeitig geschoben werden. Natürlich haben wir die Kräcker auch gleich
ofenwarm probiert. Dazu wurde eine etwa gleichgroße Käsestange gereicht, die man mit
Mozzarella vergleichen kann: sehr, sehr lecker!!!
Der weitere Verlauf des Tages war Kontrastprogramm dazu: eine Fahrt in die Provinz
Imbabura, nördlich von Quito. Eine malerische Landschaft aus Vulkanen, Seen und Tälern,
dominiert von dem 5.790 m hohen Cayambe. Hier finden wir reichhaltigen Ackerbau von
allem möglichem Gemüse und Kartoffeln und soweit das Auge reicht Gewächshäuser für
den Anbau von Blumen, insbesondere Rosen. Auf dem Markt kostet eine langstielige Rose
umgerechnet etwa 14 Cent!!! Kein Wunder, daß wir überall - auch bei uns im Hotel –
prächtige Blumengestecke finden. Für den riesigen Blumenanbau werden Kolombianer als
billige Arbeitskräfte eingestellt.  Die Blumenplantagen haben jetzt gerade wegen des
Valentinstages Hochkonjunktur. Blumenexport ist für Ecuador die 3. größte
Einnahmequelle; an 1. Stelle steht der Export von Öl aus dem Osten des Landes, das über
eine Pipeline nach der Hafenstadt Esmeralda geleitet  und von dort  meist nach USA
verschifft wird .An 2. Stelle steht der Verkauf von Langusten. Der Tourismus ist noch in den
Anfängen und kommt erst an 9. Stelle.
Von Quito geht es steil hinauf auf die Hochebene,  rechts und links weitere 4.500-5.100 m
hohe Berge, meist Vulkane. Jaire erzählt uns, daß der Eigner der Bäckerei, in der wir
gestern waren, der örtliche Priester ist! Was es nicht alles gibt. Auf der  Hochebene über
Quito angekommen, haben wir zum Abschied nochmals einen herrlichen Blick über einen
großen Teil der Hügel und Täler von Quito, dann fahren wir in südwestliche Richtung weiter.
Rauf und runter, links schaut manchmal der Cotopaxi (5.897 m) schneebedeckt aus den
Wolken. Die Landschaft wechselt ständig, von sehr fruchtbarem Boden bis zu trockenen
Stellen, eine riesige Hochfläche, fast immer mit Bewuchs.
Es geht rauf und runter, eigentlich mehr rauf. Am Schluss brauchen wir auch wirklich das 4-
Rad-getriebene Fahrzeug um auf der Piste zurechtzukommen. Wir landen schließlich in
4.850 m am Rand des Kraters Laguna Quilotoa und sind überwältigt von dem Blick, der sich
uns da auftut! Steil geht es vor uns in die Tiefe, vielleicht 1.000 m und ein
Kraterdurchmesser von ca. 4-5 km. Am Kraterboden sieht man über die gesamte Fläche
einen See, nein eine Lagune, die im Sonnenlicht ständig ihre Farben ändert: schwarz, alle
Schattierungen von grün und am Ufer türkis. Unglaublich!
Samstag, 13.2.2010:  Baños hüllt sich in Wolken, es regnet. Jaire erzählt uns, daß der
Tungurahua in der Nacht bei einer Eruption auch ein kleines örtliches Beben ausgelöst
hätte, sein Bett habe gewackelt. Zum Glück haben wir nichts davon bemerkt. Die letzte
große Eruption des  Tungurahua  war 1989, jetzt spuckt er nur noch etwa alle 20 bis 30
Minuten eine Aschewolke aus.
Wir erreichen Riobamba gegen 14 Uhr. Riobamba liegt 2.750 m hoch und es weht immer ein
kühler Wind von den Gletschern der umliegenden Berge, insbesondere natürlich vom
höchsten Berg der Anden, dem Chimborazo. Zunächst gehen wir in einem historischen
Restaurant essen, hier war schon Simon Bolivar Stammgast. In Ecuador kann man zu jeder
Zeit in ein Restaurant gehen, man bekommt immer etwas zu essen, eine Nachmittagspause
gibt es nicht. An dieser Stelle muss ich mal etwas zur Kartoffelsuppe sagen. Wir haben
diese Köstlichkeit mehrfach gegessen, jedes Mal war sie etwas anders zubereitet, hat aber
jedes Mal hervorragend geschmeckt. Es ist eine sämige, fast dicke Suppe, mit Sahne
zubereitet, darin schwimmen noch kleine Kartoffelstückchen und dekoriert wird sie mit ein
paar Avocadoscheiben und als Farbenspiel  ein Streifen rote Paprika darüber. Die Suppe
selbst hat durch das Gewürz Achiote eine gelbe Farbe. Alternativ haben wir sie mit
geröstetem Mais oder Graupen bekommen. Ausgezeichnet geschmeckt hat sie immer. Zur
Feier des Tages bekommen wir vom Wirt noch einen Nachtisch serviert: warme
alkoholhaltige Capuligrütze. Capuli ist eine Frucht ähnlich der Kirsche, sie hat einen leicht
säuerlichen Geschmack und im Unterschied zur Kirsche ist der Kern grün.
Montag, 15.2.2010, Jaire löst das Rätsel: heute ist der Haupttag des Faschingstreibens in
Ecuador, aber anders als bei uns. Nur mancherorts gibt es einen Umzug,  aber die Gesichter
der Menschen sind bemalt und die Wasserwerfer sind voll in Aktion. Laufend müssen wir
die Straßenseite wechseln, um nicht wie begossene Pudel dazustehen. Die jungen Leute
ziehen durch die Straßen oder haben Barrieren errichtet, von denen sie sich gegenseitig mit
Wasserbomben bewerfen oder mit Seifenspraydosen, die man an jeder Ecke kaufen kann, 
besprühen. Manche fahren mit einem Fass Wasser auf dem Pickup durch die Straßen, man
muss höllisch aufpassen,aber ganz ungeschoren sind wir nicht davon gekommen.
Cuenca ist wirklich eine Reise wert. Eine sehr schöne Stadt mit einer wunderschönen
Altstadt. Imposante Bauten, Kirchen, Museen und vieles mehr. Leider sind fast alle Kirchen
(Fasching ist Feiertag), Museen (es ist Montag und daher weltweit Ruhetag für Museen) und
Geschäfte (es ist Fasching) heute geschlossen. Auf unserem Spaziergang durch die
Altstadt, die von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde, kommen wir  bei einem
sonderlich heraus geputzten Häuschen vorbei. Ein paar Kinder stehen davor und ein älterer
Mann, der uns auch gleich einlädt, sein Sammelsurium im Häuschen zu bewundern. Er
sammelt alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Im Innenhof des Hauses leben neben
Kanarienvögeln und Tauben auch Hühner, 2 Hunde und etliche Katzen sowie die Bremer
Stadtmusikanten an der Wand. Jan ist Holländer und fuhr früher zur See und seine
Kruschtelsammlung stammt aus dieser Zeit. Am besten hat Wolfgang das Schild an seiner
Tür gefallen: in  den 4 Ecken steht  no money, no adress,  no phone, no clock und in der
Mitte RETIRED.  Ein paar Häuser weiter hat ein Friseur sein Geschäft offen - trotz Montag -.
An den Wänden hängen 15 Prädikate, die sein Geschick preisen und so nimmt Wolfgang
kurzerhand auf einem Stuhl aus dem 19. Jahrhundert Platz. Kamm, Haarschneider und
Scheren nimmt der Friseur aus einem elektr. Sterilisiergerät und schon fällt die Wolle von
Wolfgangs Kopf. Der Friseur lässt sich durch unser Fotografieren und Filmen nicht stören,
in aller Ruhe schnippelt er an Wolfgangs Haarpracht. Das Ergebnis lässt sich sehen – jetzt
ist Wolfgang wieder ein feiner Bubi! 3 US$ verlangt der Friseur – kann das sein? Nur
(umgerechnet) 2,10 EURO. Das Trinkgeld für ihn ist höher als der Lohn.
Dienstag, 16.2.2010: wir fahren über Guayaquil zurück nach La Libertad. Die Fahrt geht
durch einen Nationalpark und der höchste Pass, den wir erklimmen müssen, liegt auf 4.500
m. Es hatte die ganze Nacht über geregnet, auch jetzt nieselt es noch leicht und die Berge
hüllen sich weit runter in Wolken. Überall sind schroffe vulkanische Felsen, und die sonst
kleinen Wasserfälle sehen wie reißende Sturzbäche aus. Die Straße ist zunächst eine gut
ausgebaute Betonpiste, wechselt dann aber schnell. Von der Betonpiste fällt man ohne
Vorwarnung plötzlich runter in eine Schotterstraße, genauso plötzlich beginnt auch wieder
ein Stück Betonpiste, das man mühsam erklimmen muss – gaaaaaaanz langsam – und
plötzlich liegen riesengroße Felsbrocken vor uns auf der Straße. Der Hang war durch den
Regen in der Nacht ins Rutschen gekommen. Felsbrockenslalom nennt man das, immer mit
einem Auge hoch zum Hang, ob vielleicht noch etwas nachkommt. Ein paar Kurven weiter
fließt ein reißender Sturzbach quer über die Straße. Kurz anhalten, und dann mit Vollgas
durch, immer in der Hoffnung, dass sich noch keine allzu tiefen Schlaglöcher gebildet
haben. Es geht alles gut und in 2 Stunden fahren wir von 4.500 m Höhe auf 0 m!
Es ist Regenzeit – wir sehen es – und über der Stadt lastet eine drückende, schwüle Hitze.
Nun geht es weiter vorbei an Reisfeldern, an Bananen- und Kakaoplantagen zurück auf
unser Schiff in der Marina Puerto Lucia in La Libertad.
Herzliche Grüße aus dem Pazifik ins kalte Deutschland senden Euch
Ingrid, Wolfgang, Udo, Katrin und Henning