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Dorffest für uns auf Niue
29.05.-01.06.2010
Bericht von Anne
Samstag, 29.5.2010
Es ist jetzt morgens um sechs, sitze hier
draußen im Mondlicht und versuche bei
sanftem Geschaukel die Tasten zu
treffen ;-) Mit der Internetverbindung ist
es hier auf Niue so wie mit allem
anderen. Es klappt oder es klappt nicht
und die meiste Zeit klappt es nicht. Wir
leben hier um Jahrzehnte zurück-
versetzt. Die Menschen sind unglaublich
freundlich, offen und lächeln den
ganzen Tag. Sie machen einen sehr
glücklichen Eindruck und das überträgt
sich auf jeden. Aus dem Schwimmen mit
Delphinen wurde leider nichts, sie haben sich nicht blicken lassen. Wir sind dann eben so
geschnorchelt und haben viel gesehen, vor allem Seeschlangen, die schön schwarz-
weissen, jede Menge, Udo wurde es etwas mulmig :-o! Hinterher haben wir erfahren, dass
der Biss tödlich ist !?!? Aber hier tauchen und schnorcheln alle und so machen wir uns
deswegen keine Gedanken. Den gestrigen Tag haben wir fast ausschließlich mit Behörden-
gängen zugebracht, die Formalitäten für die Ausreise mussten erledigt werden und das
dauert hier Stunden!!!! Heute machen wir noch eine kurze Inselrundfahrt, wollen die Grotten
und die Rockpools besuchen und nochmal baden und schnorcheln. Nachmittags haben wir
hier an Bord noch ein paar Arbeiten zu erledigen, bevor wir abends eine Veranstaltung mit
einheimischen Tänzen und Essen besuchen.
Sonntag, 30. Mai, 14.30
Die gestrige Inselrundfahrt fand leider im strömenden Regen statt. Nach dem Besuch einer
Farm, auf der der berühmte Noni-Saft hergestellt wird, haben wir die Fahrt abgebrochen,
sintflutartiger Regen hat die Straßen mit ihren Schlaglöchern fast nicht mehr befahrbar
gemacht. Wir fahren in die „Hauptstadt“ Alofi (ca. 800 Einwohner) zurück, huschen vom
Auto ins Cafe des Yachtklubs und sind klatschnass! Nachdem der Regen nachgelassen hat,
erledigen wir die restlichen Einkäufe. Auf der Destiny teilt Wolfgang die Arbeiten ein: Linde
und ich reinigen die beiden Rümpfe von außen, wir müssen mit einem Küchenschwamm die
Algen entfernen. Dafür „müssen“ wir ins Wasser, halten uns an einer gespannten Leine fest
und schrubben das grüne Zeug weg. Ingrid, Papa und Wolfgang kümmern sich inzwischen
um den Spinnaker (135 m2 Segelfläche!), der muss getrocknet und neu eingepackt werden,
er hat sich beim nächtlichen Sturm komplett verdreht. Es ist ein geselliges Werkeln, im Nu
ist es 17 Uhr.
Nach einem kurzen Bad im Meer machen wir uns fertig für das abendliche „Dorffest“. Schon
von weitem hören wir die Musik. Es ist ein offenes Gebäude, das von Kindern und jungen
Mädchen den ganzen Tag mit Palmenblättern geschmückt wurde. Die erste Stunde ertönt
Musik aus einem CD-Player, der „DJ“ ist eine imposante Erscheinung. Ein Riesenkerl von
bestimmt 130 Kilo in einem typischen Südseehemd, schwarzer Hose und Flip-Flops. Auf
dem Kopf trägt er einen Kranz aus Palmenblättern. Daneben sitzt in Reih und Glied die
„Dorfkapelle“ und wartet auf ihren Einsatz. Nochmal so ein Riesenkerl mit einem Holz-
instrument und daneben die „Sängerin“, sie übertrifft die beiden Männer um Längen, sie ist
noch „imposanter“, in einem bodenlangen geblümten Kleid, ebenfalls mit einem Holz-
instrument in der Hand. Ringsrum sitzen Dorfbewohner und warten auf ihren Einsatz. Hinter
uns wird in der Zwischenzeit ein Buffet aufgebaut – Speisen, die die Einheimischen den Tag
über zuhause vorbereitet haben, fast so wie bei unseren früheren Tennisfeten, nur
wesentlich üppiger und feierlicher!!! Wir kommen aus dem Staunen nicht heraus, es ist eine
so herzliche Atmosphäre, dass mir fast die Tränen kommen. Die meisten versuchen uns in
ein Gespräch zu verwickeln, sie wollen wissen, woher wir kommen und ob wir ihre Insel
schön finden – und ob wir das tun!!! Wir sind etwas traurig, dass wir morgen dieses
Paradies verlassen müssen. Nach einem wunderschönen Lied betet eine alte Frau ein
langes Gebet, wir verstehen nichts, sie spricht in der Sprache der Niueaner –
beeindruckend! Der Sprecher heisst uns willkommen und eröffnet das Buffet. Ich frage
mich, wer das alles essen soll?!? Fünf, sechs riesige Tische übersäht mit Platten und
Schüsseln, gefüllt mit Delikatessen. Fischgerichte, Hähnchen, allerlei einheimisches
Gemüse (Kochbananen, Tarowurzel, Süßkartoffeln, Bananenblätter, Spinat-ähnliches
Gemüse etc….), roher Fisch, eingelegt in Kokosmilch, roher Thunfisch mit Sojasauce und,
und, und… Schokoladenkuchen und Obst zum Dessert und, und, und…schmeckt sehr gut!!!
Das Essen wird unterbrochen von der Tanzdarbietung einiger Schönheiten aus dem Dorf.
Die jungen Mädchen sind alle sehr gut gebaut (keine Gazellen), sehr schön anzusehen! In
ihrem hüftlangen schwarzen Haar tragen sie eine rote Hibiskusblüte und ihre dunklen
Augen sprechen Bände! Nach der faszinierenden Darbietung ist Damenwahl und die
Mädchen fordern unsere Männer zum tanzen auf. Papa und Wolfgang machen sich ganz
klein und kommen leider an dem Spaß vorbei! Die Musikgruppe spielt ohne Pause, der eine
oder andere Dorfbewohner gesellt sich mit seinem Instrument noch dazu oder singt einfach
mit, es ist sehr beeindruckend und schön!!! Gegen zehn sind die meisten müde und wir
machen uns auf den Weg zum Schlauchboot. Wir wollen morgen früh raus – beim Absacker
auf der Destiny ist eine leichte Melancholie spürbar.
Nun sind wir seit acht Uhr unterwegs und haben Niue und seine lieben Menschen längst aus
den Augen verloren. Unser nächstes Ziel ist Vava’u, eine Insel der Tonga-Gruppe. Denke,
daß wir morgen oder spätestens übermorgen früh dort ankommen.
Dienstag, 1. Juni, 10.00:
Sicher staunt ihr jetzt über das Datum…wir haben die Datumsgrenze überschritten, dadurch
einen Tag verloren und sind euch nun 12 Stunden voraus – so schnell geht das ;-) Im
Moment habe ich sowieso meistens keine Ahnung, wie spät es ist, welcher Wochentag oder
Datum gerade ist. Habe den Eindruck, jede Insel hat hier so ihre eigene Zeitrechnung…
Zurzeit bewegen wir uns recht zügig auf Vava’u zu, wenn’s so weiterläuft, sind wir heute
abend am Ziel. Als zusätzlichen Passagier haben wir seit Niue Paul an Bord, er ist einer der
Organisatoren der ARC und gleichzeitig Rally-Control. Er spricht nur Englisch – so wie fast
die meisten Leute um uns und auch auf den Inseln, was meiner Sprachauffrischung sehr
bekommt! Praktisch, er gibt uns Tipps für Tonga und die Fiji-Inseln. Paul sagt, dass auf
Tonga die Internetverbindung gut ist und so hoffe ich, dass wir mal wieder skypen können.
Liebe Grüsse,
Anne und alle und der Destiny-Crew