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Abenteuer auf Raiatea
5.-8. Mai 2010
Bericht von Ingid
Hallo, Ihr Lieben alle,
am 5.5.2010 haben wir uns schon kurz
nach einem fulminanten Frühstück vor
Huahine, der „Schönen Insel“,
verabschiedet und sind Richtung
Raiatea gesegelt. 20 Knoten Ostwind
brachten uns unter Spinnaker fliegend
zu der nur 30 km entfernen Insel
Raiatea, die zusammen mit der durch
eine nur 3 km breite Wasserstraße
getrennten Insel Taha'a  ein
gemeinsames Barriereriff hat. Mit einer
Fläche von ca. 200 km² ist Raiatea die
zweitgrößte der Gesellschaftsinseln. Die
höchste Erhebung auf Raiatea ist der Mount Toomaru mit etwas mehr als 1000 m. Die Insel
sieht ausgesprochen grün aus. Unser Ziel war die Faaroa Bucht, wo wir – erstmals in der
Südsee – an einer Muringtonne festgemacht haben. Die Bucht hat ihren Namen von dem
einzigen Fluss Franz.-Polynesiens, der wenigstens auf einem geringen Teilstück mit
kleineren Booten  befahrbar ist.
Die gesamte Mannschaft, mit Ausnahme von Sepp, der auf der Destiny zurückbleiben will,
macht sich mit dem Dinghi flussaufwärts auf den Weg.Die Strömung ist stark und der kleine
15 PS starke Johnson muss tüchtig arbeiten. Noch nicht einmal 1 km von der Destiny
entfernt – uns kommt den Fluss herab gerade ein anderes Beiboot sowie ein Einheimischer 
in einer Pirogue (sieht aus, wie ein Kanu mit einem Ausleger auf der linken Seite) entgegen
sitzen wir mit dem Propeller im Schlick fest. Paddel raus und schaufeln! Behend kommt uns
James mit seinem Auslegerboot entgegen, dreht elegant um und zeigt uns den Weg, wo der
Fluss für unseren Motorschaft ausreichend Tiefe hat. Wir fahren mitten in den Urwald
hinein. Am Ufer Mangrovenbäume, deren Wurzeln weit in den Fluß hineinreichen und das
Blätterdach reicht bis dicht an unserer Köpfe herab. Immer weiter führt uns James den Fluß
hinauf, mal fahren wir eine weite Kurve aus, ein anderes Mal halten wir uns genau in der
Mitte des Flusses, James weiß Bescheid, wo der Fluss für uns >ausreichend tief ist. Behend
ist er mit seinem langen Auslegerboot mal vor uns und wenn nötig, gleich wieder neben
uns. James spricht Englisch, so ist eine Verständigung mit ihm recht einfach. So fragt er
uns, ob wir Lust hätten, mit ihm zusammen an Land zu gehen  - natürlich haben wir!!!
Nach kurzer Strecke kommt etwas, was einmal ein Anleger war. Das Dinghi wird
festgebunden und wir gehen an Land. Im Gänsemarsch traben wir James den Trampelpfad
hinterher. Mal schlägt James mit seiner Machete die Pflanzen, die über den Weg ranken
weg, mal geht es durch's Wasser. James erklärt uns die Pflanzen am Rand, mit der  flachen
Hand schlägt er uns ein Blatt, das wie ein Farnblatt aussieht auf den Arm, und wir haben
weißes Farn-Tatoo auf dem Arm. All die Früchte der Südsee lernen wir am zugehörigen
Baum oder am Boden kennen: Pampelmuse, Limette, Mango, Pandanus,  Litschi und
natürlich die Bananen. Immer wieder nimmt James ein am Baum lehnendes Gerät, das
aussieht wie ein Apfelpflücker, zur Hand und holt für uns die besten Früchte vom Baum
oder er klettert selbst bis in die Baumkrone, um die roten, reifen Litschi für uns zu holen -
wie sollen wir das alles nur tragen? Wie eine Katze klettert er den Palmenstamm hinauf und
wirft die Cocosnüsse runter, die er dann auch noch mit seiner Machete aufschlägt. Das
ganze sieht wie ein großer Paradiesgarten aus. Zwischen den Nutzpflanzen wachsen viele
uns als nicht winterhart geltende Blumen und Sträucher: Bougainvillea, Hibiskus, Geranien,
Wandelröschen, Strelitzien, Ingwer – eine Blüte, die genauso wie die Gingerlilly >aussieht,
als wäre sie aus Wachs. Der mächtige Banyanbaum, Feige, indischer Mandelbaum und
natürlich Frangipani, dessen weiße Blüte uns aus dem Haar der Südseemädchen bekannt
ist. Der Nachmittag vergeht wie im Flug wir müssen zurück .Wieder gibt uns James Geleit.
Wir laden ihn zu uns aufs Schiff zum Abendessen ein, aber plötzlich ist er verschwunden.
Es ist schon fast dunkel, als wir zum Schiff zurückkommen und einen >völlig genervten
Sepp antreffen, der sich Sorgen um uns gemacht hat und nicht wusste, wie er uns erreichen
kann, wie er uns Hilfe zukommen lassen kann, sofern uns etwas passiert ist und überhaupt,
was er so ganz allein auf dem Schiff ausrichten kann.
Ganz großes Versprechen, dass wir nie mehr ohne Funkgerät in die Wildnis gehen!!! Großes
Ehrenwort!!!
Linde bereitet ein köstliches Abendessen für uns zurecht - Coque au Vin – und wir wollen
gerade zu Essen anfangen, da plätschert es plötzlich >neben der Destiny im Wasser: James
ist da mit einer ganzen Bananenstaude für uns!! Nun können wir doch zusammen essen. Er
fängt etwas zögerlich an, Kartoffelgratin hat er wohl noch nie gegessen, aber es schmeckt
ihm und auch das Bier ist seinem Geschmack entsprechend. Langsam beginnt er, von sich
zu erzählen: er ist 23 Jahre alt, von Beruf Sportlehrer, nicht verheiratet und hat auch keine
Kinder. Sein Studium hat er teilweise in Paris absolviert, wo es ihm gar nicht gefallen hat,
weil dort alle Menschen so unfreundlich sind. Im Gegenzug lädt er uns nun zu sich auf 11
Uhr zum Taro-Essen ein. Taro ist eine in Polynesien weitverbreitete Knollenpflanze, wobei
eine einzelne Knolle bis zu 4 kg schwer werden kann. Um 8 Uhr früh will er vorbeikommen,
damit Ramona einmal versuchsweise mit der Pirogue fahren Kann. Glücklich zieht er mit
einem Destinyhemd und einer -kappe ab.
Am nächsten Morgen sind wir schon früh auf, aber James kommt nicht. Nach Baden,
Frühstücken und Aufräumen ist James doch plötzlich wieder an unserer Seite und er bringt
uns eine Handvoll Vanillestangen mit. Weil der Vormittag schon fortgeschritten ist und wir
noch zu der nördlich von Raiatea liegenden Insel Taha'a segeln wollen, sagen wir das Taro-
Essen ab. Wir verabschieden uns von James, haben aber den Eindruck, dass er etwas
enttäuscht zurückpaddelt. Gerade als wir zum Ablegen fertig sind, ist  James plötzlich
wieder neben uns. Seine Mama hat für uns eine ganze >Schüssel voll Taro gekocht.
Gekochter Taro sieht aus wie dicke, runde Scheiben Schwartenmagen und schmeckt mehlig
nach nichts. Dazu hat er eine weitere Schüssel voll geraspelte Kokosflocken dabei, die er
durch ein Tuch drückt und damit gut schmeckende Kokosmilch auspresst. Taro,
Kokosflocken und süß-saure Chilisauce sind ein leckeres, sehr satt machendes Essen.
Mittags laufen wir endlich aus der Faaroa-Bucht aus, außerhalb des Riffs Richtung Norden
zur Insel Taha'a in die Toahotu-Bucht. Schon von Weitem erkennen wir auf einem Dach die
Schriftzeichen „Hibiskus - VHF 68“, wo wir dann schließlich auch an einer Boje festmachen.
Das Restaurant Hibiskus wird von einem Franzosen aus Aix-en-Provence betrieben und ist
eine Empfehlung von Hartmut Holtmann, der es in seiner Südsee-Charter als absolutes
Muss anpreist. Nach einem kurzen Landgang mit Aperitif bei Leo machen wir uns fein für
ein Dinner bei Leo. An den Bojen vor dem Restaurant liegen noch zwei Charterboote: ein
Honeymoon-Boot mit 6 Italienern (gemischte Mannschaft natürlich, wegen Honeymoon) und
ein Charterboot mit Franzosen.  Die Italiener bleiben unter sich, die Franzosen kommen
auch zu Leo. Der Abend beginnt mit der feierlichen Übergabe des Kormoranstanders an
Leo, bei dem bereits die ganze Decke dicht an dicht und die Wände ebenso voll sind mit
Landesflaggen und Vereinswimpeln. Sogar die Deutsche Reichs-Kriegsflagge konnten wir
dabei finden (und das bei einem Franzosen! – die Deutsch-Französische Freundschaft ist
perfekt!!). Lieber Hartmut, mindestens zweimal haben wir dabei den Wimpel von KH+P
gesehen, keinen Wimpel von Deinem Club. Aber andererseits, es sei Dir verziehen, dann
wäre uns diese feierliche Übergabe heute verwehrt gewesen. Im Anschluss daran erfolgt der
Eintrag in das inzwischen 10. oder wievielte Gästebuch von Leo; mit Stempel der Destiny
und Vermerk der erwünschten Spende an Leo. Leo bietet ein Menü an: Vorspeise Fisch-
Carpaccio oder Salat, Hauptgang Marlin mit Reis und Gemüse oder Entrecote mit Pommes
und Gemüse, Nachspeise Cocoseis oder Vanilleeis oder Crème brulée. Bitte keine
Änderungswünsche, das verkraftet die Küche nicht. Mit den Franzosen zusammen sind wir
die einzigen Gäste bei Leo und das in der Hauptsaison – Leo hat wohl schon bessere Zeiten
gesehen, vielleicht ist bei ihm aber auch zwischenzeitlich die Finanzkrise angekommen oder
die Aschewolke von Island. Immerhin können wir hier den bislang höchsten Preis für ein
Abendessen der Crew verbuchen.
8.5.2010
Nach einer ruhigen Nacht mit den üblichen kurzen Schauern fahren wir mit Eric, dem Sohn
von Leo, in einem kleinen Motorboot zu einer Perlenfarm zwei Buchten weiter. Zunächst
können wir zuschauen, wie den Austern ein Fremdkörper und außerdem eine kleine Perle
aus impotiertem Perlmutt der Mississippi-Auster eingesetzt wird. Der Fremdkörper soll die
Auster anregen, die Mississippi-Perle mit dem ihr eigenen schwarzen Perlmutt zu
überziehen. Dann wird durch die Schale der Auster ein Loch gebohrt, sie kommt in ein
kleines Netz und wird mit einem Kabelbinder im Netz festgezurrt. Etwa 50 so vorbereitete
Austern kommen in einen geschlossenen Drahtkorb, der wiederum mit anderen
Drahtkörben zusammen an einem markierten Ankerplatz im Meer versenkt wird. Hier bleibt
die Auster nun 1 ½ Jahre und soll eine prächtige schwarze Perle produzieren. Allerdings
wird bereits nach ½ Jahr kontrolliert, ob die Auster aktiv oder faul ist. Jede zweite Auster ist
faul – ich will hier keine Parallelen zu den Menschen ziehen! Das Ergebnis der Arbeit der
Austern und ein wenig Nacharbeit durch Menschenhand wird uns im Schauraum der
Perlenfarm gezeigt. Die kurze Wartezeit vertreiben wir uns im Garten des Hauses, wo wir
von jungen Hunden freundlich begrüßt werden, die scharfen Hunde bleiben angeleint im
Hintergrund, auffällig ist aber eine Herde von Gänsen (das waren doch schon im alten Rom
die besonders aufmerksamen Wächter!). Madame bittet uns in .....
bald gehts weiter!