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Thursday Islands nach Darwin
Sonntag, 15.8.2010
Hallo Ihr Lieben alle,
trotz lebhaftem Schiffsverkehr  auf der
landnahen Two-Way-Route in der Coral
Sea sind wir bei konstantem Süd-Süd-
Ostwind gut vorangekommen  und
haben noch bei Tageslicht die Margret
Bay hinter dem Cape Grenville erreicht.
Zu unserer großen Freude lagen dort
bereits Ariane und Lady Ev. VI vor
Anker.
Heute Morgen sind wir vor
Tagesanbruch gegen 6 Uhr ausgelaufen,
kurz nach Ariane und Lady Ev. VI. Wir
segeln jetzt wieder unter Spinnaker
entlang der Halbinsel York nach Norden.
Entlang der gesamten Küste sind gewaltige, schneeweiße Dünen zu sehen, nach den
Kartenangaben teils 58 m bzw. 77 m hoch. Von der Ferne sieht das aus wie die Schweizer
Alpen im Winter. Unterbrochen werden die weißen Dünen von senkrecht abfallenden roten
Bauxitfelsen - ein schönes Farbenspiel mit dem grünen Wasser davor. Unser Ziel ist der
Escape River, den wir am Nachmittag erreichen, zum Glück so früh, denn hier sind von den
Perlenzüchtern reihenweise Netze ausgelegt und man muss vorsichtig navigieren. Kaum
dass bei uns der Anker gefallen ist – wir treffen  gerade die wichtigen Vorbereitungen für
den  Ankerschluck - kommt ein Fischer zu uns, zu Lady Ev. VI und zu Ariane, die auch hier
vor Anker liegen, um uns vor den Krokodilen im Fluss zu warnen, nicht mal die große Zehe
dürfen wir ins Wasser stecken und auch nicht auf der Badeplattform sitzen. Aufregend! Wir
halten nach den Krokodilen Ausschau, später als es dunkel wird nochmals mit
Scheinwerfer, aber keines zeigt sich – schade, diese Feiglinge!!!
Am 16.8.2010 gegen 13 Uhr Ortszeit haben wir die Nordspitze von Peninsula York, den
nördlichsten Punkt von Australien, erreicht und umrundet. Das muss begossen werden!
Jetzt geht es westwärts zur Insel Prince of Wales, vor der, genau in der Mitte zu Horne
Island, eine rote Boje liegt, die Backbord zu passieren ist, von da ab sieht man auf  Prince of
Wales Island in ca. 10 km Entfernung deutlich ein Haus, das anzusteuern ist, kurz vor dem
Haus liegt eine gelbe Boje, die Steuerbord zu passieren ist, Steuerbord voraus eine weitere
gelbe Boje, ebenfalls Steuerbord zu passieren, dann sieht man den Hafen von Thursday
Island (der allerdings nur aus einem Steg besteht, an dem 3 oder 4 Lotsenboote
festgemacht haben), sonst liegen ein paar Mooringbojen im Wasser, das ist alles. (Und da
fragt unser Yachtclub, der Kormoran, nach dem sportlichen Segeln – nicht zu fassen, Ihr
Bodensee-Segler).  Da wir zu den ersten Booten der World-ARC gehören, die hier sind,
können wir an einer Boje festmachen. Die Torres Strait ist das windreichste Gebiet der
gesamten Passatroute und das merken wir sogar auf unserem Katamaran – die armen
Segler auf den  Einrumpfyachten können hier sogar vor Anker nur aus Schnabeltassen
trinken. Wenn wir mit dem Dinghy an Land fahren, dann nur in Badekleidung, denn bei dem
Seegang hier sitzen wir im Dinhgy schon nach kurzer Zeit in der Badewanne und schöpfen
emsig und mit vereinten Kräften Wasser. Thursday Island, das von den melanesischen
Torres-Strait-Insulanern „Waiben“ genannt wird, was wahrscheinlich „trockener Platz“ heißt
und auf die geringen Süßwasservorkommen auf der Insel hinweist, ist das administrative
und kommerzielle Zentrum der Torres Strait. Die Insel hat eine Größe von 3,5 km² und eine
Bevölkerung von 2.500. Auf der Insel befindet sich eines der beiden Hauptquartiere der
Torres Strait-Lotsen, qualifizierte Seeleute, die die Schiffe durch die Meerenge und das
Korallenmeer nach Cairns und weiter in den Süden und zurück geleiten. Wichtig sind nach
wie vor die Perlmuttindustrie und die Fischerei. Auf unserem Spaziergang zum 104 m hohen
Millman Hill treffen wir einen Crayfishhändler, der uns bereitwillig seine Becken mit jeweils
weit über 100 Plastikboxen zeigt, in jeder Box 4- 5 Crayfische, das sind bunte Hummer ohne
Scheren, aber etwas kleiner. Seine gesamte Ware geht nach Hongkong. Während des
zweiten Weltkrieges war Thursday Island militärisches Hauptquartier der Region für
australische und amerikanische Streitkräfte. Infolge dessen wurden die Torres Strait-Inseln
mehrfach von der japanischen Luftwaffe bombardiert, jedoch Thursday Island selbst wurde
nie angegriffen, was darauf zurückzuführen ist, dass zahlreiche japanische Perlentaucher
ihre letzte Ruhestätte auf der Insel haben.
Die Torres Strait-Inseln sorgten 1975 nochmals für Komplikationen, als Australien Papua-
Neuguinea in die Unabhängigkeit entließ und der neue Staat sich die Torres Strait-Inseln
aus ethnischen Gesichtspunkten einverleiben wollte. Die Insulaner bestanden aber auf ihren
ihnen seit 1966 zustehenden australischen Staatsbürgerschaften.
Freitag, 19.8.2010
Um 12 Uhr ist vor dem Hafen nach Süd zur ersten gelben Boje vor der Untiefe zwischen
Thursday Island und Horne Island eine gedachte Startlinie ausgelegt. Bei 30 - 40 kn SE-Wind
schickt Suzana 15 Boote der World-ARC-Flotte ins Rennen nach dem ca. 830 sm entfernten
Darwin, wieder auf dem australischen Festland, das wir voraussichtlich, so der Wind
günstig ist, in 4 bis 5 Tagen erreichen werden. Ein Teil der ursprünglichen Flotte von 32
Schiffen liegt zur Reparatur noch in Panama, Tahiti oder Vanuatu und ein anderer Teil hat
sich verabschiedet, um noch ein Jahr oder zwei in der Südsee zu verweilen, um nach
Neuseeland zu gehen oder wie die „Noeluna“ aus Singapur, um nach Hause zu segeln. Neu
dazugekommen ist aus der World-ARC-Flotte von 2008/2009 die „Basia“, eine Privilege, fast
die gleiche wie die Destiny, mit Michael Neumann, ein Pole aus Wrozlaw (Breslau),  der jetzt
in Kanada lebt. Die kleine Flotte ist durch die Inseln der Torres Strait noch dicht beieinander,
doch danach bald weit über das Meer verteilt; am Abend sind nur noch drei Lichter zu
sehen. Darwin: Wir kommen!
Montag, 23.8.2010, 2:30 Uhr
Ich habe gerade meine Wache übernommen. Wir haben schon fast Vollmond, der Himmel ist
leicht bedeckt, immer wieder ziehen Wolken am Mond vorbei und machen die sonst helle
Nacht rabenschwarz. Die See ist bewegt; wir haben 20 – 25 kn Wind. Steuerbord voraus
erscheint ein weißes Blinklicht, das nach der Karte gar nicht da sein sollte. Ich kann zählen,
sooft ich will, der Sekundenabstand ist immer unterschiedlich. Nun wird der Abstand
zwischen den Blinklichtern immer kürzer und dann ist aus dem Blinklicht ein festes, weißes
Licht geworden. Nach der Karte gibt es hier keine Lichter, also muss es sich um ein Schiff
handeln. Ganz, ganz langsam nähern wir uns dem Schiff, bei dem mit dem Fernglas nun
auch ein rotes und ein grünes Positionslicht erkennbar ist. Wir haben achterlichen Wind,
also wird das Schiff dort vor Anker liegen (ca. 20 m Tiefe hier) oder es lässt sich treiben.
Kurz hinter dem Schiff, etwas mehr Backbord, blinkt es einige Male am Horizont und dann
wird auch aus diesem, durch die Wellen erzeugten Blinklicht, ein festes, weißes Licht. Noch
ein Schiff, wahrscheinlich Fischer bei der Arbeit. Kurz darauf sind bei dem zweiten Schiff
zwei rote Lichter deutlich zu erkennen. Jetzt taucht Backbord, auf 10 Uhr, ein weißes Licht
auf, ohne sich vorher durch Blinken anzukündigen, kurz danach ein weiteres, etwas weiter
Backbord. Dem ersten Licht Steuerbord nähern wir uns nun recht schnell, das rote und
grüne Positionslicht ist mit bloßem Auge deutlich zu erkennen. Das erste Backbordlicht
nähert sich schnell; hier ist nun das grüne Positionslicht Steuerbord und das rote Backbord 
klar erkennbar, vermutlich kommt es auf uns zu. Mein Adrenalinspiegel steigt gewaltig. Wir
haben das erste Schiff Steuerbord erreicht und das zweite Schiff Steuerbord liegt jetzt
genau vor uns, das erste Schiff Backbord nähert sich uns rasant schnell. Bei so vielen
bewegten Lichtern rundum habe ich  zwischenzeitlich den Kapitän geweckt, der das Ruder
übernommen hat.
Die Wolke vor dem  Mond hat sich verzogen und in dem sich auf dem Wasser spiegelndem
Licht ist die Bugwelle an dem Backbordschiff zu erkennen. Das zweite Schiff Steuerbord ist
hell erleuchtet vor uns, man kann schon die darauf laufenden Menschen erkennen. In einer
Entfernung von weniger als einem Kilometer laufen wir an dem Schiff auf unserer
Steuerbordseite vorbei und kurz danach fährt der Trawler von Backbord hinter uns vorbei,
auch hier sind die Menschen an Bord zu sehen. Gleich darauf erreicht uns seine Bugwelle,
hebt das Heck der Destiny an und läuft unter ihr hindurch. Ganz langsam lassen wir alle
Lichter hinter uns. Vor uns ist dunkle Nacht, der Mondschein liegt von Backbord wie ein
breites Silberband über dem bewegten Wasser, wir haben 20 – 25 kn Wind – war was?
Herzliche Grüße nach Deutschland – dies ist vorausichtlich mein letzter Bericht von diesem
Reiseabschnitt, denn in Darwin wollen wir vor dem Rückflug nach Deutschland noch in den
Kakadu-Nationalpark, um die Aborigines zu besuchen, die dort seit wahrscheinlich 50.000
Jahren leben, um die markante Landschaft mit großartigen Felsformationen und einer
einmaligen Fauna zu sehen und um  endlich auch die gefürchteten Leistenkrokodile
(Salzwasserkrokodile, die bis zu 6 Meter groß werden können) zu sehen, die Brillenpelikane
und Riesenstörche, die Kängurus und die riesigen Termitenhügel und, und, und……………
Ingrid und Wolfgang, Udo und Anne sowie Linde