www.destinyroundtheworld.de
Ankunft in Vava’u, Königreich Tonga
02.06.-05.06.2010
Bericht von Ingrid
Hallo, Ihr Lieben alle,
Mittwoch 2.6.2010
Wir sind im Königreich Tonga ange-
kommen! Von Niue aus ging es unter
Spinnaker mit angenehmen bis kräftigen
Ostwind in 2 Tagen ganz in den Norden
von Tonga zur Vava'u Gruppe, den
Kronjuwelen Tongas. Ein Labyrinth aus
über 50 dicht bewaldeten Inseln,
winzigen Inselchen und Atollen mit
schneeweißen, feinsandigen Stränden,
romantischen Buchten und Lagunen.
Durch den Ave Pulepulekai Channel, ein 11 km langer fjordähnlicher Kanal, dessen Ufer-
streifen stets türkis schimmerte, kamen wir zum schönsten Naturhafen des Pazifiks, dem
Puerto del Refugio (Hafen der Zuflucht), eine riesige Bucht, rundum durch Inseln und
Inselchen geschützt, wir liegen wie in Abrahams Schoss. Nach den üblichen Einreise-
formalitäten – wir hatten 5 Tongaische Beamte an Bord, jeder bedankte sich artig für den
angebotenen Alkohol, trank Wasser und nahm die ganze Flasche Wein im Gepäck mit –
konnten wir die „Destiny“ in der herrlichen Bucht an eine Boje verholen und endlich den
Bojenschluck zu uns nehmen. Diesen überaus wichtigen Seemannsbrauch störte nur Alofi,
von dem ich aber in den Daily Logs bereits erzählt habe (www.worldcruising.com –
World/ARC 2010/2011)
Mit dem Eintreffen in Tonga haben wir in der Zeitrechnung einen Tag verloren: Tonga liegt
östlich des 180. Längengrades, der zugleich die internationale Datumsgrenze bildet. Doch
wurde genau bei Tonga die Datumsgrenze nach Osten verschoben und somit befindet sich
Tonga unmittelbar westlich der Datumsgrenze und begrüßt als erster Staat der Welt jeden
neuen Tag. In Niue waren wir 11 Stunden hinter UTC und hier sind wir plötzlich 13 Stunden
vor UTC oder in Niue war es 6 Uhr früh, aber in Deutschland schon 6 Uhr abends und hier
ist es nun 6 Uhr früh aber in Deutschland erst am Vortag 7 Uhr abends –  verstanden?
Tonga besteht aus 170 Inseln, von denen jedoch nur 36 ständig bewohnt sind. Das Land hat
eine Gesamtfläche von 747 km² (Deutschland 357 000 km²), die sich auf eine Meeresfläche
von 700 000 km² verteilen. Tonga ist das letzte Königreich der Südsee, gegenwärtig unter
der Regierung von König George V. Schon Kapitän Cook war beeindruckt vor der
Gastfreundschaft der Einheimischen und taufte dieses Inselreich  „Friendly Islands“. Das
Königreich umfasst 3 große Inselgruppen: die Tongatabu-Gruppe ganz im Süden mit der
gleichnamigen Hauptinsel und der Hauptstadt Nuku'alofa. Weiter nördlich die Ha'apai-
Gruppe und schließlich als nördlichste die Vava'u-Gruppe, wo wir gegenwärtig sind.
Hier vor der Hauptstadt Naia'fu werden wir fast eine Woche bleiben und unsere Zeit mit
Schwimmen, Schnorcheln, Tauchen, Inselrundfahrt, Treffen mit den ARC-Mitgliedern und
und und verbringen.
Bei unserem ersten Schnorchelausflug haben wir prächtige, vielfarbige Korallengärten
gesehen und viele, viele bunte Rifffische. Unser Bootsführer brachte uns zu der nur vom
Wasser aus zugänglichen etwa 30 m hohen Swallow's Cave (Schwalbenhöhle). Als wir dort
am Morgen vorbei fuhren, hat ein greller Pfiff von ihm in die Höhle hinein hunderte von
Schwalben aufgeschreckt, die dann aufgeregt über uns kreisten. Bei der Rückkehr um die
Mittagszeit strahlte die Sonne durch die kleine Öffnung der Höhle, das Boot wurde
vorsichtig in die Höhle gefahren und wir fühlten uns in eine barocke natürliche Kirche
versetzt. Unzählige rund geschwungene Korallenstalaktitten hingen von der Decke herab,
die, teilweise von der Sonne bestrahlt, eine feierliche Stimmung erzeugten. Oben hat die
Höhle eine kleine runde Öffnung, durch die man wegen des starken Bewuchses nur den
Himmel erahnen kann.
Am Samstag (5.6.10) wurde von uns ein Auto angemietet mit dem wir eine Inselrundfahrt
gemacht haben. Der Ort Neia'fu ist mit seinen ca. 6 000 Einwohnern die zweitgrößte
Ansiedlung Tongas. Der idyllisch gelegene Ort strahlt mit seinen alten Holzbauten
kolonialen Charme aus. Die Bewohner sind außerordentlich freundlich und die lockere,
entspannte Atmosphäre lädt zum Verweilen ein. Neia'fu bietet für Touristen alle notwendigen
Einrichtungen: Restaurants, Post, Banken,  eine große Markthalle, Supermarkets und viele
Geschäfte. Den schönsten Blick auf Naia'fu und die umgelagerten Inseln hat man vom 131
m hohen Mount Talau, den man auf einer Wanderung durch den Nationalpark erreicht. Die
Fahrt führte uns zu dem etwas überdimensionierten Flughafen der Insel, zum Süßwassersee
Lake 'Ano, der fast rundum ein dicht mit Schilf bewachsenes Sumpfgebiet hat sowie zu den
Inseln Pangaimotu und Untungake, die über Dämme (in unseren schlauen Büchern stand
Brücken) mit der Hauptinsel Vava'u verbunden sind. Immer wieder boten sich fantastische
Ausblicke auf die klippenreiche und stark zerklüftete Küstenlandschaft mit den traumhaft
schönen Farben der Lagunen, von tiefblau über türkis bis hellgrün, weißen Sandstränden, 
lauschigen Buchten und immer wieder dichte tropische Vegetation.
Sonntag (6.6.2010) besuchten wir den Gottesdienst in der  aus dem 19. Jh. stammenden St.
Joseph's Cathedral. Die eindrucksvolle Kirchenkomplex liegt auf dem Palesi-Hügel und ist
weithin zu sehen. Mehr als 90 % der Bevölkerung von Tonga bekennt sich zum Christentum.
Rund 3/4 hiervon sind Methodisten unterschiedlicher Strömungen. Tonga ist laut Ver-
fassung am Sonntag „geschlossen“. Alle Betriebe, abgesehen von Hotelrestaurants und -
bars müssen sich an dieses Gesetz halten. Es herrscht den ganzen Tag über von 0 Uhr bis
Mitternacht eine feierliche Stille auf der Insel, nur wenige Autos fahren und man hört
allenfalls Kirchenmusik. Um 10 Uhr strömten die festlich gekleideten Menschen zur Kirche,
auch viele World/ARC-Teilnehmer waren dabei. Die Kirche war bis zum letzten Platz gefüllt,
es wurden zusätzlich Stühle hereingebracht, die Kinder saßen auf dem Fußboden. Die vielen
Choräle während des Gottesdienstes wurden von einem, in den ersten Reihen der Kirche
sitzende gemischten Chor mit hervorragenden Solistimmen oder abwechslungsweise mal
Männerstimmen mal Frauenstimmen gesungen. Der Pfarrer hat seine etwa halbstündige
Predigt völlig ohne Manuskript gesprochen, während er vor der Kirchengemeinde auf und
ab ging. Tragend gestikulierend hat der die Gläubigen teils direkt angesprochen. Die
Predigmuss auch unterhaltsam gewesen sein, denn die Gemeinde lachte immer wieder.
Nach dem Gottesdienst traf man sich noch zum Austausch von Neuigkeiten um dann relativ
schnell wieder nach Hause zu verschwinden.
Mit Rücksicht auf unsere Crew, die nun direkt von Vava'u eine kürzere Strecke nach Fidji
segeln kann, fliegen Wolfgang und ich mit einer der abenteuerlichen Maschinen der
Chathams Pacific von Neia'fu nach Tongatabu, in den Süden von Tonga, und von dort
zurück nach Hause. Damit ist für mich hier die Reise zu Ende. Ich danke Euch, dass Ihr mit
soviel Geduld meine mitunter langen Berichte gelesen habt. Ganz besonders danke ich
denen, die sie nicht nur gelesen sondern mir auch darauf geantwortet haben.
 Ich freue mich, Euch alle in Deutschland wieder zu sehen.
Herzliche Grüße aus dem Land, das jeden Tag als erstes auf der Welt die Sonne begrüßt und
das jedes neue Jahr als erstes Land der Welt bejubeln kann:
Ingrid und Wolfgang, Anne und Udo sowie Linde